Springe direkt zum: Inhalt

Wissen

Zusammenarbeit mit der OECD: Ergebnisse aus dem AI-WIPS-Programm

Veröffentlicht am 04. Mai 2021

Das AI-WIPS-Programm der OECD, welches das BMAS maßgeblich unterstützt, trägt erste Früchte – in Form von aufschlussreichen Studien und einer virtuellen Konferenz.

WIPS steht für Work, Innovation, Productivity and Skills und definiert damit die Felder, in denen der aktuelle Einfluss Künstlicher Intelligenz durch das Programm beobachtet wird. Diese betrifft nun immer mehr Bereiche des Zusammenlebens und wird auch unsere Arbeitswelt erheblich verändern. Dass das Erledigen selbst kognitiv anspruchsvoller Tätigkeiten mittels maschineller Lösungen nicht nur positive Folgen für das beruflich-soziale Miteinander haben wird, liegt auf der Hand. Doch der Einsatz intelligenter Maschinen führt nicht per se dazu, dass Jobs verloren gehen. Der Effekt von KI auf die Arbeitswelt wird vor allem in der Neuorganisation von beruflichen Aufgaben bestehen. Im besten Fall wird KI Tätigkeiten ergänzen, anstatt sie zu ersetzen.

Das AI-WIPS-Programm der OECD wird maßgeblich vom KI-Observatorium der Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft unterstützt. Es fokussiert vier zentrale Themenfelder:

  1. Definition und Klassifizierung von KI-Systemen,
  2. KI und Qualifikationen/Fähigkeiten,
  3. KI, Unternehmen und Arbeitsplatz und
  4. KI in der Gesellschaft.

Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, eingehende Analysen, Messungen, Möglichkeiten für den internationalen Dialog und konkrete politische Bewertungen bereitzustellen. Nun liegen erste Ergebnisse vor.

Wo Risiken sind, bieten sich auch Chancen

So könnte man das Ergebnis der Studie mit dem Titel „The impact of Artificial Intelligence on the labour market: What do we know so far?“ zusammenfassen. Damit ist gemeint, dass smarte Computer und Roboter zwar viele menschliche Arbeitsplätze irgendwann ersetzen, dafür aber auch viele andere neu schaffen können. Zum einen, weil bestimmte Kompetenzen gebraucht werden, um die KI-Anwendungen adäquat steuern und kontrollieren zu können. Zum anderen durch eine Steigerung der Produktivität und Nachfrage insgesamt, wodurch wiederum zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Besonders da, wo Maschinen die Leistung menschlicher Arbeitskräfte sinnvoll ergänzen oder verbessern, gelingt der Spagat zwischen Fortschritt und Bewahrung. Nicht nur auf wirtschaftlicher, sondern auch auf psychologischer Ebene: Wer KI als Unterstützung erlebt, nimmt sie nicht als Bedrohung wahr und ist sehr wahrscheinlich mit der Qualität seines Arbeitsumfelds zufrieden. Zudem zeigt die Studie, dass aus theoretischer Sicht der Effekt der Künstlichen Intelligenz auf die Beschäftigungs- und Lohnentwicklung uneindeutig ist. Aus empirischer Sicht konnte jedoch kein genereller Beschäftigungs- und Lohnrückgang in KI-intensiven Berufen festgestellt werden.

Nichtsdestotrotz benötigen menschliche Arbeitskräfte möglicherweise neue Kenntnisse, um mit den immer intelligenteren Maschinen reibungslos zusammenarbeiten zu können. Dazu sind ihre Unternehmen ebenso wie die Politik gefragt, die erforderlichen Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen zu entwickeln und konsequent umzusetzen. Damit eventuelles Misstrauen gegenüber KI-Technologien abgebaut wird bzw. gar nicht erst entsteht, sind die algorithmischen Entscheidungsprozesse der Maschinen für die Belegschaft so transparent wie möglich zu machen.

Gute Grundlage für Konferenz

Die gewonnenen Erkenntnisse waren auch der Thought-Starter für eine umfassendere Auseinandersetzung mit der Materie. Ein so wichtiges Thema wie die stetig wachsende Nutzung von KI erfordert ebendies: Diskussion. Die virtuelle „OECD International Conference on Artificial Intelligence in Work, Innovation, Productivity and Skills“, die vom 1. bis zum 5. Februar 2021 stattfand, brachte Expert*innen und Interessierte aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen. Highlights der Konferenz waren unter anderem die Auftritte von David Autor (MIT), Diane Coyle (University of Cambridge), Kenneth D. Forbus (Northwestern University) und Liz Reynolds (MIT). Diskutiert wurde über die Klassifizierung von KI-Systemen, die Rolle von KI in Mensch-Maschine-Interkationen und über KI-Ethik am Arbeitsplatz. Weitere Informationen zur Konferenz sowie Aufzeichnungen der Konferenzbeiträge sind auf der OECD-Homepage erreichbar.

Wie wird die Nutzung von KI in Unternehmen gemessen?

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Gebiet, das sich rasch weiterentwickelt. Politikverantwortliche brauchen deshalb belastbare statistische Daten, um die Verbreitung von KI zu beobachten und ihre wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Effekte zu analysieren. Eine weitere Studie aus dem AI-WIPS-Programm AI Measurement in ICT Usage Surveys: A review, liefert einen Überblick darüber wie die KI-Nutzung von Unternehmen in ausgewählten amtlichen Statistiken und in kleineren nichtamtlichen Erhebungen gemessen wurde. Sie zeigt auf, welche statistisch belastbaren Daten Politikverantwortlichen und anderen Akteur*innen auf dem komplexen Gebiet der KI als Orientierungshilfe dienen können.

Klar wird auch: Die Messung von KI ist schwierig, da sie oft nicht als eigenständige Technologie in Erscheinung tritt, sondern in andere Technologien integriert ist. Die Vergleichbarkeit wird nicht nur durch die unterschiedlichen Definitionen von Künstlicher Intelligenz erschwert, sondern auch durch Unterschiede bei Konzeption, Umfang und Inhalt der einzelnen Erhebungen. Hier könnte eine international einheitliche Definition und Methodik für die Messung der KI-Nutzung in Unternehmen Abhilfe schaffen.

Neue Erkenntnisse zu Berufen, die Kompetenzen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz erfordern

Das verantwortungsvolle und auf den Menschen ausgerichtete Management des KI-Übergangs ist eine große Herausforderung für die Regierungen. Es bedarf belastbarer Nachweise für die Gestaltung von Strategien, die die Entwicklung von KI fördern und gleichzeitig sicherstellen, dass ihr Einsatz in der Wirtschaft und der Gesellschaft zu einer Verbesserung des individuellen und gesellschaftlichen Wohlbefindens beiträgt.

Die Studie Demand for AI Skills in Jobs: Evidence from Online Job Postings liefert erstmals Nachweis über Stellenanzeigen, in denen KI-relevante Kompetenzen gefordert werden - hier als KI-relevante Jobs bezeichnet - sowie über die KI-bezogenen Kompetenzen und Fähigkeiten der Arbeitnehmer*innen. Dabei stellt die Studie fest, dass die Zahl der KI-relevanten Jobs in den vier betrachteten Ländern - Kanada, Singapur, Großbritannien und den USA - stets zugenommen hat und dass immer mehr Jobs KI-bezogene Fähigkeiten erfordern. Kompetenzen in Bezug auf Kommunikation, Problemlösung, Kreativität und Teamarbeit gewannen im Laufe der Zeit an relativer Bedeutung, sowie ergänzende Softwarefähigkeiten an Wichtigkeit.

Erwartungsgemäß werden viele KI-relevante Jobangebote unter Kategorien wie „Fachkräfte“ und „Techniker*innen und zugehörige Fachkräfte“ gefunden, obwohl KI-relevante Kompetenzen in nahezu allen Wirtschaftssektoren in unterschiedlichem Maße gefragt sind. In allen untersuchten Ländern sind die Sektoren, in denen am aktivsten nach Arbeitskräften mit KI-relevanten Fähigkeiten gesucht wird, „Information und Kommunikation“, „Finanz- und Versicherungsaktivitäten“ und „Professionelle, wissenschaftliche und technische Aktivitäten“.

Markendaten geben Aufschluss über die Durchdringung von Volkswirtschaften und Gesellschaften durch KI

Inwieweit benötigen, nutzen oder empfehlen (neue) Unternehmen und Produkte, die auf dem Markt erscheinen, KI-basierte Waren und Dienstleistungen? Die Studie Artificial Intelligence companies, goods and services: A trademark based analysis gibt - erstmalig basierend auf Markendaten - darüber Aufschluss, ob und inwieweit die Waren und Dienstleistungen, die als Handelsmarken eingetragen sind und in Verbrauchermärkte gelangen, KI-bezogene Technologien und Komponenten enthalten oder anderweitig mit KI zu tun haben.

Dabei wurde festgestellt, dass die Verfügbarkeit von Waren und Dienstleistungen im Zusammenhang mit KI in den letzten Jahren auf den Verbrauchermärkten zugenommen hat. Die Anzahl der KI-bezogenen Marken hat sich im Zeitraum 2009-2018  stark erhöht und nach 2016 eine Wachstumsrate von etwa 100 % erreicht. Von den 20 größten Antragstellern, die zwischen 2009 und 2018 die meisten KI-bezogenen Marken bei internationalen Patentämtern (EUIPO, JPO, USPTO) registriert haben, befinden sich über die Hälfte, nämlich 12, in den USA, etwa ein Drittel in Asien, zwei im Vereinigten Königreich und eins in Kanada. Die Ergebnisse dieses experimentellen Ansatzes zeigen die vielfältigen Möglichkeiten zur Identifizierung und Messung von KI-bezogenen Marken. Dadurch kann die Entwicklung und Einführung von KI gut verfolgt werden.

Blogserie: Wie Länder Bürger*innen für KI und die Zukunft der Arbeit befähigen

Ein Teil der Mission der OECD ist es, eine bessere Politik für ein besseres Leben zu entwickeln („better policies for better lives“). In der Praxis bedeutet das: Informationen und Erfahrungen zwischen Ländern auszutauschen. Eine neue Blog- und Videoserie befasst sich deshalb mit den KI-Strategien von Kanada, Singapur, Deutschland, Ägypten und Großbritannien.

Der Blog- und Videopost über die deutsche KI-Strategie wurde gemeinsam vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit Hilfe der OECD erstellt und erläutert, wie Deutschland einen menschenzentrierten Einsatz von KI bereits heute umsetzt und in Zukunft verfolgen wird. Der Artikel geht auf verschiedene Maßnahmen der Ministerien ein und zeigt auf, wie diese Bürger*innen und Unternehmen in ihrem Umgang mit KI befähigen.