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Wissen

Auswirkungen von KI auf den Arbeitsplatz: aktuelle Erkenntnisse aus acht OECD-Ländern

Veröffentlicht am 29. Mär 2023

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt bereits heute und wird auch in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Eine zentrale Frage im Kontext des zunehmenden Einflusses von KI-Technologien auf heutige Tätigkeiten und Kompetenzbedarfe liegt darin, aufzuzeigen, welches Veränderungspotenzial in der Technologie steckt. Doch was sagen aktuelle Zahlen und wie schätzen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen die Auswirkungen ein? 

Veränderungspotenziale mit und durch KI – aktuelle Einschätzungen von Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen

Im Rahmen ihres vom KI-Observatorium der Abteilung Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft maßgeblich unterstützten Programms „Artificial Intelligence in Work, Innovation, Productivity and Skills" (AI-WIPS) hat die OECD neue Umfrage- und Studienergebnisse zu den Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf den Arbeitsplatz veröffentlicht. In der Kombination liefern beide Publikationen neue Erkenntnisse über die konkreten wahrgenommenen Auswirkungen von KI auf Organisationen und Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe und im Finanzsektor. Die Ergebnisse zeigen eine positiv-optimistische Grundhaltung gegenüber der Technologie, aber auch Bedenken und Nachholbedarfe, die Beachtung finden sollten.

KI verändert die Arbeitswelt bereits jetzt: die Automatisierung von Routinetätigkeiten erhöht den Bedarf an Fachkräften

KI hat das Potenzial, die Arbeitswelt zu verändern, indem Routinetätigkeiten automatisiert werden und sich dadurch der Bedarf an Arbeitskräften im Umfeld der KI-Systeme erhöht. Untersuchte KI-Anwendungen bringen Fortschritte, etwa bei der Bilderkennung, die für die Qualitätssicherung genutzt werden kann, oder der maschinellen Sprachverarbeitung, die bspw. beim Informationsabruf für Chatbots angewendet wird. Arbeitgeber*innen berichten, dass KI zwar Aufgaben automatisiert hat, die vorher von Beschäftigten ausgeübt wurden, aber auch neue Aufgaben für Beschäftigte geschaffen hat. So führt der Einsatz von KI nicht zwingend zu einem Abbau von Arbeitsplätzen in den Unternehmen: Die Beschäftigungszahlen in den untersuchten Unternehmen blieben gleich, jedoch wurden Prozesse, Aufgaben und Tätigkeiten im großen Umfang  neu- und umorganisiert mit Auswirkungen auf Kompetenzbedarfe und Anforderungen an Mitarbeiter*innen. Den meisten Arbeitgeber*innen gelingt diese Umorganisation durch Weiterbildung des bestehenden Personals (im Finanzwesen 64% bzw. 71% im Verarbeitenden Gewerbe), durch externe Dienstleister (je 53%) und neue zusätzliche Fachkräfte (35% bzw. 48%). Die wenigsten gaben Entlassung oder Fluktuation als Maßnahme an (17% bzw. 14%). Sowohl Arbeitgeber*innen als auch Beschäftigte berichten von einer Verbesserung der Arbeitssicherheit bedingt durch die Automatisierung von gefährlichen und repetitiven Tätigkeiten. Menschliche Arbeitskräfte können sich somit stärker auf Bereiche konzentrieren, in denen sie nach wie vor besser sind, wie zum Beispiel Tätigkeiten, die Empathie, soziale Interaktion und bestimmte Arten der Entscheidungsfindung erfordern. Denn laut Befragung werden gerade die menschlichen Fähigkeiten von Arbeitnehmer*innen am Arbeitsplatz immer wichtiger.

Beschäftigte sind optimistisch und sehen Chancen aber haben Sorgen hinsichtlich Lohnentwicklung und Datenschutz

Auch wenn Beschäftigte und Arbeitgeber*innen mit überwältigender Mehrheit positiv eingestimmt sind hinsichtlich des Effekts von KI auf Performance und Arbeitsbedingungen in den untersuchten Branchen: Sorgen und Bedenken wurden in den Umfragen ebenfalls geäußert. Sorgen bestehen hinsichtlich generellen subjektiv wahrgenommenen Arbeitsplatzverlusten und auch der zukünftigen Entwicklung der Löhne durch den Einsatz von KI-Technologien. Zudem kamen auch Bedenken hinsichtlich Datenschutz und der Menge sowie Verwendung der bei der Arbeit anfallenden Daten zur Sprache.

Direkter Dialog zwischen Belegschaft und Geschäftsführung schafft besseres Arbeitsumfeld

Eine partizipative und inklusive Herangehensweise bei der Einführung von KI-Technologien scheint positive Auswirkungen auf die Produktivität und Arbeitsbedingungen von Beschäftigten zu haben. Laut der Umfrage ist der direkte Dialog zwischen Belegschaft und Geschäftsführung mit einem besseren Arbeitsumfeld verbunden. In den Branchen Finanzwesen und Verarbeitendes Gewerbe haben etwa 43% bzw. 45% der Arbeitgeber*innen, die KI eingeführt haben, die Beschäftigten oder Arbeitnehmendenvertreter*innen konsultiert, hauptsächlich in Bezug auf Kompetenzen und berufliche Weiterbildung. Eine direkte Beteiligung der Beschäftigten an der Entwicklung und Einführung von KI kann deren Furcht vor Arbeitsplatzverlust verringern und ihre Bereitschaft erhöhen, sich mit der Technologie auseinanderzusetzen. Dabei können auch politische Entscheidungen die Auswirkungen von KI-Technologien entscheidend beeinflussen. In diesem Kontext hebt die Studie die Einbindung von Betriebsräten in die Konzeption von KI-Technologien in Deutschland und Österreich hervor. Eine Förderung spezialisierter KI-Kompetenzen in der Belegschaft und deren Arbeitnehmer*innenvertretungen wird in Zukunft zunehmend wichtiger werden.

Die OECD-Umfragen sind eine umfassende Quelle von Daten über die Verbreitung von KI am Arbeitsplatz. Anhand der Befragung von 5.334 Arbeitskräften und 2.053 Unternehmen in sieben Ländern (Deutschland, Frankreich, Irland, Kanada, Österreich, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten) liefern sie sowohl strukturierte, quantitative Daten als auch qualitative Fallstudien, die ein detailliertes Bild der aktuellen Lage ergeben. Die neue OECD-Großstudie wiederum wertet nahezu 100 Einzelfall-Studien in acht Ländern (Deutschland, Frankreich, Irland, Japan, Kanada, Österreich, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten) aus. Sie basiert auf aktuellen Datenerhebungen und hat das Ziel, die Lücke bei der Frage zu schließen, wie sich Unternehmen und Beschäftigte an die zunehmende Verbreitung von KI anpassen.